Jeder kennt sie. Situationen, in denen aus heiterem oder eher schon leicht bewölktem Himmel eine innere, destruktive Stimme uns vereinnahmt; und schachmatt setzt.
Im Vorfeld geschieht oft folgendes:
Wir haben uns aufgemacht (geöffnet) und gehen für Neues in unserem Leben. Beispiele hierfür sind:
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Eine berufliche Neuorientierung.
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Eine neue Bindung, die wir eingehen.
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Eine von uns vollzogene Trennung.
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Die Entscheidung zur Elternschaft.
Das Feuer für Veränderung brennt spürbar in uns. Beherzt gehen wir in eine neue Phase unseres Lebens. Wir sprühen vor Ideen, fühlen uns zuversichtlich, lebendig und kraftvoll.
Und dann, plötzlich…
kippt etwas in uns. Aus der anfänglichen Klarheit wird Verunsicherung. Vielleicht „hakelt“ es, der gewünschte Erfolg stellt sich (noch) nicht ein. Oder wir sind unerwartet schnell erfolgreich.
Vor kurzem noch voller Energie und Elan, fühlen wir uns plötzlich verzagt, bekommen Angst vor der eigenen Courage, beginnen zu zweifeln, werden zögerlich und kraftlos. Die Perspektive verändert sich, und der Weg, gerade noch leicht und klar, wird zum unwegsamen Gelände, voller Hindernisse, kaum zu schaffen. Ängste zu versagen, und jämmerlich zu scheitern, breiten sich in uns aus.
Ein innerer Kampf beginnt. In den inneren, endlosen Diskussionen, verleihen wir dem Superego zunehmend mehr Macht. Diskussionen mit dem Superego sind nicht zu gewinnen.
Wir brauchen immer mehr Kraft, um gegen die Gefühle von Ohnmacht, Verzweiflung und Resignation zu bestehen, mit denen wir uns zunehmend identifizieren. Das, worum es uns ursprünglich ging, fühlt sich immer unwirklicher an.
Was ist passiert? Was oder wer übt da so eine Macht auf uns aus?
Sigmund Freud gab dieser Macht ins uns einen Namen: Superego. Das Superego fungiert wie ein Richter in uns und stellt die Moral und das Gewissen des Menschen dar. Wir nehmen es als eine innere Stimme in uns wahr. Unbekanntes und Veränderungen sind nicht sein Ding. Es liebt Vertrautes, schätzt eher das Verharren in Altbekanntem, selbst wenn es leidvoll ist – dieses Leid ist wenigstens vertraut, fühlt sich kontrollierbar an. Wichtig: Dieser Anteil in uns will grundsätzlich nichts Böses. Wenn man gezielt mit ihm arbeitet (z. B. mit Voice Dialoque) kann man u. a. erfahren, dass er uns vor unberechenbaren Erfahrungen schützen möchte. Der Inbegriff von allem Neuen ist Unberechenbarkeit.
Um uns davor zu schützen, demontiert er unser Vorhaben successive mit negativen Botschaften, bis wir entweder aufgeben, oder….
Was gibt es zu lernen?
Die Kunst ist zu erkennen, wenn das Superego die Macht an sich gerissen hat. In dem Moment, in dem wir das realisieren, löst sich bereits die Identifizierung mit dieser Macht. Plötzlich gibt es wieder zwei. Dich und das Superego. Hier ist Selbstverantwortung und Selbstbestimmung gefordert.
Wichtig zu wissen: Wenn das Superego sich meldet, können wir mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass wir auf einer heißen Fährte unserer persönlichen Entwicklung unterwegs sind.
Für mich gilt: „Schau ihm in die Augen, nimm deine wieder aufkeimende Würde wahr und weise das Superego in seine Schranken“.
Und dann: Schüttele dich, schüttele Unangenehmes ab, wie ein Hund das Wasser, schätze dich Wert und genieße die Zuversicht, die sich langsam wieder in dir ausbreitet.
Du hast nichts falsch gemacht
Als Menschen tragen wir das Bedürfnis, uns zu entwickeln, in uns. Das Superego ist ein Teil von uns, es gehört zum Menschsein dazu.
Je früher wir erkennen, dass wir es mit dem Superego zu tun haben, desto eher werden wir wieder handlungsfähig. Das ist schlicht und einfach Übungssache und bedeutet den Ausstieg aus dem Drama.
Mit jedem Mal, wo wir bewusst wieder das Ruder übernehmen, wächst eine Kraft in uns, die uns in unserem Selbstvertrauen bestärkt und das Superego zunehmend entspannen lässt. Im bewussten Umgang mit all dem reifen wir. Das, was uns an neuen Projekten am Herzen liegt, bekommt ein Fundament.