Archiv der Kategorie: Blog

Blog für Inspirationen

Bedürfnisse und Wutkraft

Hallo Du,

kennst du das? Du bemerkst einen Wunsch – ein Bedürfnis in dir, bringst ihn in Ausdruck und wenn dein Gegenüber gerade nicht dazu bereit ist dir diesen Wunsch zu erfüllen, bricht eine kleine Welt in dir zusammen und der innere Kampf beginnt…

Möglicherweise kommst du in Kontakt mit dem Gefühl: Scham. Vielleicht, weil du in der Vergangenheit erfahren hast, dass deine Bedürfnisse nicht okay sind? Vielleicht, weil du in einem Umfeld aufgewachsen bist, wo die Bedürfnisse deiner Bezugspersonen im Vordergrund standen und es keine freien Kapazitäten mehr gab für dich und deine Bedürfnisse? Und vielleicht hast du daraus den Schluss gezogen, dass deine Bedürfnisse nicht wichtig sind.

Vielleicht hast du dann irgendwann entschieden, zukünftig alles selber zu machen, deine (scheinbare) Unabhängigkeit/Autonomie zu kultivieren, um dich möglichst nie mehr so ausgeliefert zu fühlen und den damit im Zusammenhang stehenden Schmerz zu vermeiden? Vielleicht folgte aus all dem ein innerer Schwur: „Nie wieder!“, da der Schmerz damals so unerträglich war und deine Welt zum einstürzen bringen konnte…

Vielleicht ist in all dem bei dir gelandet: „Ich bin nicht okay!“ und dieser Satz wirkt als toxische Scham seither in dir, immer dann, wenn es darum gehen könnte, Bedürfnisse wahrzunehmen und in Beziehung zu bringen…

Sollten wir nun mit dieser Vorgeschichte trotzdem mal wagen ein Bedürfnis zu äußern, gibt es wenig Handlungs- und Reaktionsspielraum für unser Gegenüber, denn wenn wir uns unserer inneren Verletzung und der damit verbundenen Not nicht bewusst sind, neigen wir dazu, über Manipulation unser Gegenüber in einen Erwartungsdruck zu bringen – und das Drama nimmt seinen Lauf.

Was gibt es zu lernen?

  • Anzuerkennen, dass es da eine Verunsicherung gibt.
  • Mitgefühl und Selbstliebe entwickeln. Wohlwollende, emphatische Zugewandtheit für sich selbst.
  • Lernen die Verantwortung im Hier und Jetzt zu übernehmen, was heißen könnte, nicht das Gegenüber verantwortlich zu machen und sich Zeit zu nehmen um sich selbst zu regulieren.
  • Üben, die eigenen Bedürfnisse zu würdigen. Immer und immer wieder. Oder anders gesagt: Den eigenen Bedürfnissen ihre Würde zurück zu geben.
  • Zu üben, Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken, unabhängig davon, ob sie von meinem Gegenüber erfüllt werden können oder nicht.
  • Risikobereitschaft bei Zunahme der Selbstregulationsmöglichkeiten. (Resilienz).

Was braucht es dazu?

Es braucht eine innere Bereitschaft zur Veränderung. Und diese braucht WUTENERGIE.

Vielleicht wunderst du dich jetzt, warum ausgerechnet Wutenergie?

Wut ist die Kraft in uns, die Entwicklung und Veränderung möglich macht, wenn sie konstruktiv eingesetzt wird. Raus aus dem niederen Drama: Opfer, Täter*in, Retter*in, hinein in die Selbstermächtigung und Eigenverantwortung um notwendige Heilschritte zu machen. Es braucht Wutkraft, um aus destruktiven, sich selbst limitierenden Gewohnheiten auszusteigen.

Wutkraft, die nicht gegen etwas gerichtet, sondern für – in diesem Beispiel, für die Würdigung der eigenen Bedürfnisse, genutzt wird.

Das nächste Seminar zum Thema:
Wut – eine Herzensangelegenheit!
findet vom
18.-21. November 2021 in der Schweiz statt.
Es sind kurzfristig wieder zwei Plätze frei geworden. Solltest du einen Ruf verspüren dieses wichtige Thema in dir zu bewegen, dann sei herzlich willkommen.

Gerne begleite ich dich ein (weiteres) Stück deines Weges.

Herzensgrüße

SAbine

Was es ist…

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft.
Es ist was es ist
sagt die Liebe.

Es ist Unglück
sagt die Berechnung.
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst.
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht.
Es ist was es ist
sagt die Liebe.

Es ist lächerlich
sagt der Stolz.
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung.
Es ist was es ist
sagt die Liebe.

Erich Fried

WandelZeit – vom Kampf im Widerstand, Berührbarkeit und Hingabe

Ungewöhnlich lange habe ich meine Gedanken und inneren Prozesse nicht in einem Newsletter veröffentlicht. Und heute, heute ist der Tag, an dem ich offensichtlich schreiben soll…

Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Impulse zu verschiedenen Themen. Diese fühlten sich letztendlich jedoch entweder zu wenig konkret oder nicht kraftvoll genug an, um von ihnen zu schreiben. Oder, was ich auch für möglich halte, es ging und geht vermutlich auch weiterhin mehr darum, den inneren Umbau- und Reifeprozess nicht zu früh zu veräußern. Was auch immer da gerade in mir berührt wird, bewegt und spürbar im Wandel ist.

Was nun kraftvoll genug war und geschrieben werden wollte ist eine Aussage, die ich in einem FB-Post von Micha Madhava (danke Micha!) entdeckt habe, in dem er Auszüge aus Adyashantis „In Gnade fallen“ zitierte. Die Aussage:

~ FINDE EINEN ORT IN DIR, AN DEM DU NICHT KÄMPFST ~

In mir hat sich dieser Satz sofort festgesetzt. Seither begleitet er mich und lässt mich erkennen, wie oft ich kämpfend unterwegs bin. Und das ist bei weitem öfter, als ich für möglich gehalten hätte. Halleluja!

Vielleicht erinnerst du dich: Im August 2019 hatte ich bereits einen Text mit dem Titel „Zwischen Kampf und Kollaps“ verfasst, der auf meiner Website unter „Blog“ zu lesen ist. Dieses Thema beschäftigt mich schon geraume Zeit und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus.

In mir gibt es einen Kampfmodus, den ich immer häufiger bei genauem Hinfühlen als Widerstand gegen etwas erlebe. Mittlerweile kann ich erkennen, dass es in diesem Kampf in der Regel darum geht, Gefühle zu vermeiden. Erlebnisse, die mir unangenehm sind, mir seelischen Schmerz bereiten, bedrohlich/überwältigend oder demütigend sind (oder scheinen) rufen in mir Trauer, Wut, Angst oder Scham hervor. Gefühle, gegen die ein mächtiger Teil in mir aufbegehrt und mich reflexartig in einem automatischen Nein gegenüber diesen Gefühlen und ihrem Auslöser verschließen lässt.

Wenn ich mich nun auf diesen Satz einschwinge: „Finde einen Ort in Dir, an dem Du nicht kämpfst“, passiert etwas Neues in mir. Einer neuer Erfahrungsraum im Umgang mit meiner Gefühlsintensität wird möglich.

Ich komme in Kontakt mit meinem „Ja“ zu dem Moment in und mit mir. Das ist der Moment, wo der Kampf aufhört. Ich erlebe mich einfühlsam, zugewandt. Statt der gewohnten anstrengenden  Ablehnung/Trennung verbinde ich mich. Ich würdige das, was ich erlebe, und es bekommt einen Platz in mir, einen Fühlraum. Ich werde ruhig, der Druck in mir lässt nach. Ich staune, lausche und bin berührbar. Zudem spüre ich eine tief in mir angelegte Ausrichtung/Führung. Ich fühle mich auf eine neue Art stärker und werde zugleich wach und ruhig.

Das ist gerade so faszinierend für mich, dass ich dieses Forschungsfeld gerne teilen wollte. Daher gibt es jetzt mal wieder einen Newsletter von mir.

Was mich in all dem unterstützt, ist meine wachsende Bereitschaft die Prozesse in mir anzuerkennen. Außerdem unterstützen mich mein zunehmend leichter verfügbares/erinnerbares Wissen um meine Ressourcen.

Das sind u. a. zahlreiche Stunden in der Natur, meine Verbundenheit zu all den Wesen, die mir dort begegnen. Über das (bevorzugt morgendliche) Eintauchen in kühles Nass in einen der herrlichen Allgäuer Seen, viel Zeiten um mich Auszuruhen, zu verdauen und Kraft zu schöpfen. Darüber, mich über meinen Atem zu verankern. Mich zu bekuscheln – oder, wenn gerade möglich – mich bekuscheln zu lassen. Gespräche/Begegnungen/Augenblicke mit Menschen die mich berühren. Und ganz wichtig: Piccola – die Mieze meiner Vermieterin, das Buch: Die Rückkehr des weiblichen Prinzips, Musik und eine mich auf vielerlei Ebenen nährende pflanzliche Ernährung ….um ein paar Beispiele zu nennen 😉

Soviel heute von mir. Ich freue mich, wenn du deine Gedanken und Erfahrungen dazu mit mir per E-Mail teilen magst.

Gerne begleite ich dich ein (weiteres) Stück deines Weges.

Für (d)ein Leben in Kontakt und Leidenschaft.
SAbine

Über Imagozellen und die Analogie zu unserer Zeit

Die erstaunlichen Entdeckungen der amerikanischen Biologin und Autorin Norie Huddle über den Wandlungsprozess der Raupe zum Schmetterling:

Wenn die Zeit gekommen ist, bilden sich im Raupenkörper eine neue Art von Zellen, die bereits die Vision des künftigen Schmetterlings in sich tragen, sie nennt sie Imagozellen. Das Immunsystem der Raupe greift diese Zellen als fremdartig an und vernichtet die ersten Generationen. Doch die Zellen wandeln sich, werden immer mehr und widerstandsfähiger, während das „Raupensystem“ immer schwächer wird. Die Zellen bilden kleine, autarke Nester, sie infizieren auch Raupenzellen, und siedeln sich an den Stellen im Raupenkörper an, wo sie künftig im Schmetterling eine Funktion wahrnehmen werden.

In der letzten Phase vernetzen sich diese einzelnen Nester mit langen Fäden, die den ganzen Raupenkörper durchziehen und schließlich „erkennen“ sich die Zellen als Ganzes und in einem unglaublichen Prozess bildet sich innerhalb des sterbenden Raupenkörpers der bunte, flugfähige, völlig anders als die Raupe geartete, Schmetterling.“

Der philippinische Umweltakivist Nicanor Perlas hat in einem Gespräch mit Geseko v. Lübke über die Analogie zu unserer Zeit gesprochen:

„Überall auf der Welt entstehen derzeit Imagozellen, zunächst einzelne Menschen, die sich dann in Gruppen zusammentun und von den verschiedensten persönlichen, politischen, ökonomischen, ökologischen Anliegen getrieben, ein anderes „Dasein“ anstreben. Geseko v. Lübke berichtet von derzeit 10 Millionen Initiativen weltweit, die an einer „neuen Welt“ basteln. Und täglich werden es mehr. Ihnen ist der „große Plan“ meist nicht bewusst, dass es darum geht, einen großartigen Wandlungsprozess zu initiieren, zu tragen und zu gestalten, der etwas völlig Neues, heute noch Undenkbares, hervorbringen wird.

Doch durch die weltweite Vernetzung wird es immer mehr Menschen bewusst. So muss jede*r selbst herausfinden, welche Form von Imagozelle er*sie sein könnte, welchen Platz eine*r im „Schmetterlingssystem“ einnehmen wird, welches das eigene Potential ist. Jede einzelne Zelle muss sich kräftigen, um den Raub(pen)system zu widerstehen; Krisen sind hier an der Tagesordnung. Zweifel und Angst ebenso.

Hier gilt es aber auch dem „nährenden Raubsystem“ Würdigung entgegenzubringen. Der Niedergang dieses Systems kann auch als mythisches Opfer betrachtet werden, auch das beharrende Alte, der Schatten, muss als Erinnerung mitgenommen werden in die leuchtend-farbige luftige Zukunft.

Vielleicht sind viele von uns stark damit beschäftigt, als Imagozelle überhaupt zu überleben. Die Zeit der Vernetzung wird aber kommen, und diese womöglich auf ganz anderen Wegen erfolgen, als wir uns das heute vorstellen.

Sie wird von selbst passieren.“

Vom Heilwerden

Beim Heilwerden geht es darum
unsere Herzen zu öffnen
und nicht sie zu verschließen.

Es geht darum, die Stellen in uns,
die die Liebe nicht einlassen wollen,
weich zu machen.

Heilung ist ein Prozess.

Beim Heil werden schaukeln wir hin und her
zwischen den Misshandlungen der Vergangenheit
und der Fülle der Gegenwart
und bleiben immer öfter in der Gegenwart.

Es ist ein Schaukeln, das Heilung bewirkt
und nicht das Steckenbleiben
an einer der beiden Stellen.

Der Sinn des Heilwerdens ist nicht
für immer glücklich zu werden,
das ist unmöglich.

Der Sinn der Heilung ist,
wach zu sein und (das eigene) Leben zu leben,
nicht bei lebendigem Leibe zu sterben.

Heilung hängt damit zusammen,
gleichzeitig ganz und zerbrochen zu sein.
Geneen Roth

Beziehungsweise

Von radikaler Ehrlichkeit – und dem Mut, eigenverantwortlich zu fühlen.

Hallo Du!

Tief berührt und intensiv erlebe ich die letzten zehn Wochen. Wie du vielleicht mitbekommen hast, ist zu dieser Zeit Ulrich in mein Leben gekommen.

So sehr ich mir ein Gegenüber gewünscht hatte, so sehr habe ich unterschätzt, was das auch für mich bedeuten könnte. Über den lang ersehnten Kontakt und die nun möglichen intimen Begegnungen derartig herausgefordert und mit mir konfrontiert zu sein, war wohl eher nicht mein Plan. Doch meine Seele sieht das offenbar ganz anders.

Ich erlebe Begegnungen mit einem Mann, bei dem meine Überlebensstrategien und Muster nicht greifen. Ich komme in Kontakt mit Ohnmacht und den Ängsten in mir. Meine bisherigen Strategien waren: Verstummen, Erstarren und Einfrieren in einen Zustand von: „Ich kann das alles nicht“, Resignation und Rückzug. Mich selbst verurteilend und/oder mein Gegenüber abwertend.
Was nun anders ist als in meinen bisherigen Paarbeziehungen: Ulrich ist beharrlich. Stellt Fragen. Will wissen, mich hören, Kontakt. Will erfahren, was mit mir ist…

Das erfordert Worte, wo es bisher keine Worte gab. Gefühle zu fühlen, die ich in der Vergangenheit versucht habe zu vermeiden. Und ermöglicht mir die Erfahrung zu machen, gesehen und gehört zu werden.

Immer wieder berührt mich der Kontakt mit Ulrich tief. Nicht selten fühle ich mich nackt und ein Teil von mir sucht wiederholt Zuflucht in meinen Überlebens-Strategien: Misstrauen, Flucht nach innen, Verzweiflung über den Druck in mir, Ohnmacht. Das, was eigentlich gefühlt werden möchte sind meine Gefühle. Auffallend oft komme ich in Kontakt mit meinen Ängsten.

Doch da ist kein Retter. Ulrich will und wird mich nicht retten. Da ist ein zugewandter Mann, den es interessiert, worum es gerade wirklich geht. Bei mir – bei ihm selbst – und zwischen uns. Halleluja!

Spannend, was ich zur Angst im Buch von Vivian Dittmar dazu finde:

Jenseits der Angst

Unsere Angst lädt uns ein, über die Grenzen des Bekannten hinauszugehen, neues Territorium zu betreten und uns auf eine Reise einzulassen, deren Verlauf wir nicht kennen. Die erweckte Angstkraft ist genau jene, die uns diesen Zugang schenkt. Wenn wir uns mit dieser Kraft unwohl fühlen, hat sie uns immer aus dem Unterbewussten im Griff. Erst wenn wir bereit sind, auch diese Kraft in uns zuzulassen und uns auf sie einzulassen, haben wir die Möglichkeit, durch sie unsere Begrenzungen zu überwinden. Und dann können wir erkennen, dass alles so richtig ist, wie es ist, inklusive unserer Angst. Die Möglichkeit bedingungsloser Freude tut sich auf.
(Auszug aus dem Buch: „Gefühle & Emotionen. Eine Gebrauchsanweisung“).

Es braucht die Kraft meiner Entscheidung, dem inneren Kollaps zu widerstehen. Mich liebevoll und klar selbst am Schopf zu packen. Neues auszuprobieren. Mir mehr zuzutrauen. Mich in Klarheit zu üben. Und das, obwohl sich dieser Kollaps wie eine sechsspurige Autobahn in mir anfühlt, die mich einlädt, ihr zu folgen. So vertraut. So oft genutzt. Und das Neue ist noch sehr ungewohnt – wie ein schmaler Pfad in fremdem Terrain.

Wenn die Zeit reif ist

Veränderung geschieht über meine Bereitschaft, mich einzulassen, auf das, was mir widerfährt. Durch meine bewussten Entscheidungen, meinen unbewussten Gewohnheiten nicht mehr blind zu vertrauen und ihnen automatisch zu folgen, kann sich etwas verändern. Wenn ich Ungewohntes ausprobiere, mache ich neue, oft erstaunliche Erfahrungen. Erfahrungen, die mir ermöglichen, mich ungeahnt kraftvoll und lebendig zu fühlen. Innerlich wachsend, belebt – einem Wunder gleich. Ich erlebe Veränderung, entdecke neue Möglichkeiten, erlebe mich überrascht. Und ja, wie Vivian es oben beschreibt: Freude tut sich auf.

Meine Übungsfelder sind:

Zentrierung, aus der heraus ich mich überhaupt erst wahrnehmen kann. Was mir dabei hilft, ist mein Körper. Verkörperung ist der Weg zu meiner Mitte – in mein Zentrum.

Weitere Themen für mich: Mut entwickeln. Radikal ehrlich sein. Dinge nicht unter den Teppich kehren. Mitfühlend und interessiert meinen Gefühlen begegnen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Druck rausnehmen, mir Zeit geben.

Das bedeutet auch, keinen unbewussten „Auftrag“ an mein Gegenüber zu vergeben, um mich zu retten. Jemanden „retten“ oder „mich retten zu lassen“ funktioniert nicht – oft ist es eine Vermeidungsstrategie, um keine Verantwortung für die eigenen Gefühle und das eigene Handeln zu übernehmen. Das gilt für den/die RetterIn ebenso, wie für die Person die sich wünscht gerettet zu werden.

Differenzierung üben: Was von dem, was ich aktuell in mir erlebe, gehört eigentlich zu alten Erfahrungen, zum Beispiel mit meinem Vater? Was erlebe ich in der Jetzt-Zeit, wirklich in diesem Moment? Und was sind Erinnerungen aus der Vergangenheit, die sich oft genauso real anfühlen können? Was will gefühlt und erinnert werden? Was davon kann ich integrieren? Was kann dadurch heilen in mir? Und was davon betrifft meine Beziehung im Hier und Jetzt mit Ulrich und ist mit ihm zu klären?

Das klingt nach einer Menge Hausaufgaben. Und ja, dass ist eine Menge. Und jeder ernst gemeinte Versuch von mir Entwicklung zu ermöglichen, zählt. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Versuch in der eigenen Seele, in unseren Beziehungen, in diesem Leben – ankommt.

Hier ein passendes Lied dazu: „TRY

Der Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße – Unterstützung hat viele Gesichter

Meine Erfahrung ist: Wenn ich wirklich bereit bin, Verantwortung zu übernehmen, gibt es vielfache Unterstützung. Sei es, dass ein Mann wie Ulrich in mein Leben treten kann. Sei es in Gesprächen mit einem Freund und/oder einer Freundin. Sei es über die Begleitung von Menschen und dem Lauschen, was sie mir sagen. Oder sei es über ein Buch, ein Interview, ein Video. Unterstützung und Inspiration erfahre ich gerade über Vivian Dittmar und ihre Arbeit. (Sie ist Autorin mehrerer Bücher und Gründerin der Stiftung: „Be the Change“, die für kulturellen Wandel steht). Sehr empfehlenswert finde ich ihr Buch: „Gefühle & Emotionen. Eine Gebrauchsanweisung“.

In Vielem spricht mir Vivian Dittmar aus der Seele. Vivian berührt mich in ihrer Klarheit und Sprachgewandtheit, in ihrer Tiefe, Ruhe und mit ihren Werten.

Sie geht davon aus, dass Gefühle und Emotionen unser Leben bestimmen, ob wir wollen oder nicht. Sie spricht davon, dass wir viel Zeit und Geld investieren, um bestimmte Gefühle zu vermeiden und andere Gefühle möglichst oft zu erfahren. Was Gefühle oder Emotionen jedoch sind und wozu wir sie überhaupt haben, ist uns meist nicht bewusst.

Ähnlich wie im Possibility Management (dort: Die neue Landkarte der Gefühle), spricht Vivian von der Kraft und dem Potential der Gefühle: Traurigkeit, Wut, Freude, Angst und Scham.

Meine eigenen Erfahrungen sowie das über Vivian Dittmar vermittelte Wissen werden – wie soll es anders sein – zukünftig in meine Art, mit Menschen zu arbeiten einfließen.

Gefordert, berührt, bewegt und dankbar.
SAbine

Für ein Leben in Kontakt und Leidenschaft

Bindung * Beziehung * Berührbarkeit

Hallo Du!

Heute habe ich zu Beginn eine Geschichte für dich:

Jedes Jahr brachten Martins Eltern ihn in den Sommerferien zu seiner Großmutter und fuhren anschließend mit dem gleichen Zug wieder nach Hause.

Eines Tages sagte der Junge zu seinen Eltern:
„Ich bin jetzt schon groß. Ich mag dieses Jahr alleine zur Oma fahren!“

Nach kurzer Diskussion sind sich die Eltern einig. Sie bringen ihren Sohn zum Zug, stehen am Bahnsteig und geben ihm einen letzten Tipp auf den Weg, während Martin denkt: “ Ich weiß, das habt ihr mir schon hundertmal gesagt…!“

Der Zug ist kurz vor der Abfahrt, als der Vater flüstert: „Mein Sohn, wenn du dich plötzlich schlecht oder verängstigt fühlst, dann habe ich hier dies für dich!“ Und er steckt ihm etwas in die Tasche.

Der Zug fährt los. Der Junge sitzt alleine im Zug. Ohne seine Eltern, zum ersten Mal…

Er sieht aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft. Unbekannte um ihn herum hetzten, machen Lärm, kommen ins oder gehen wieder aus dem Abteil. Der Schaffner spricht ihn an, ob er alleine sei…Ein Mensch wirft im einen traurigen Blick zu. Der Junge fühlt sich zunehmend unwohler. Und jetzt bekommt er Angst.

Er senkt seinen Kopf, drückt sich in die Ecke des Sitzes, Tränen kommen ihm in die Augen.

Da erinnert er sich plötzlich daran, dass sein Vater ihm etwas in die Tasche gesteckt hat. Mit zitternder Hand sucht er danach und findet ein Stück gefaltetes Papier. Er öffnet es und liest:

Mein Sohn, ich bin im letzten Wagen…“

(Verfasser unbekannt)

Wenn du diese Geschichte für dich zu Ende schreiben würdest, was wäre deine Variante?

So unterschiedlich unsere Biographien sind, so unterschiedlich lautet das Ende dieser Geschichte. Allein von den paar Menschen, die ich bisher dazu befragt habe, bekam ich von jedem einen anderen Aspekt zum Thema: Bindungssicherheit.

Wenn ich zu diesem Thema anfange zu recherchieren entdecke ich Aussagen wie:

  • Unsicher oder vermeidend gebundene Menschen können Angst und Ärger schlechter verarbeiten als sicher gebundene.
  • Sichere Bindung ist ein **Resilienzfaktor, sichere Bindung unterstützt die Emotionsregulierung.
  • Unsichere oder traumatische Bindungserfahrungen schränken die Fähigkeit zur Regulation des Nervensystems ein. Die Auseinandersetzung mit negativen Gefühlen fällt dann schwer. Suchtverhalten wird begünstigt.
  • Die Bindungstheorie argumentiert, dass eine starke emotionale und physische Bindung zu einer primären Bezugsperson in unseren ersten Lebensjahren für unsere Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Wenn sich unsere Bindung stark und gefestigt anfühlt, fühlen wir uns ausreichend sicher, um die Welt zu erkunden.

Wie unsere frühe Kindheit unser Leben beeinflusst

Wenn es uns an frühen, sicheren Bindungserfahrungen fehlt, fühlen wir uns latent unsicher. Angst ist dann ein ständiger, oft auch unbewusster Begleiter. Unser Zutrauen in uns selbst ist gemindert und das wiederum lässt uns chronisch unsere Impulse zurückhalten, welche für unsere Spontanität, Kreativität und Lebendigkeit stehen. Wenn es gefühlt eng für uns wird, ziehen wir uns zurück und/oder erstarren. Es ist, als wenn wir voll auf der Bremse stehen würden und gleichzeitig Vollgas geben. Oder wir reagieren eher mit Kampf und einer Flucht nach vorn, brausen innerlich und äußerlich auf, wollen durchstarten (etwas, was uns unangenehm ist, hinter uns bringen).
Beides sind entweder Vermeidungs- oder Kompensationsreflexe, resultierend aus einem Mangel an Vertrauen, mit etwaigen Herausforderungen umgehen zu können.

Die fehlende Sicherheit im Innen suchen manche von uns dann im Außen. Beispielsweise stellen wir uns als besonders toll dar, um die innere Unsicherheit nicht zu spüren. Oder wir geben das Steuer für unser Handeln ganz aus der Hand und vertrauen lieber anderen Menschen als uns selbst. Wir legen die Verantwortung für unser Tun damit in fremde Hände – in die Hände von anderen Menschen, Autoritäten, Überzeugungs- und Glaubenssysteme, Politikern, Therapeuten oder Partnern. Oder wir betäuben uns über die mannigfaltigen Möglichkeiten von Sucht.

Vielleicht hast du ja Lust, dich mit einigen der Fragen zu befassen, die ich hier aufliste:

  • Wie gehst du gerade mit der herausfordernden Situation der Pandemie um?
  • Mit was und mit welchen Teilen in dir kommst du in Kontakt?
  • Ist es dir möglich immer wieder für dich zu sorgen? Im Innen wie im Außen?
  • Kannst du dich durch deine Gefühle und Emotionen navigieren?
  • Hast du Kontakt zu deinen Ressourcen?
  • Kannst du in dieser äußeren unsicheren Lage Sicherheit in dir generieren?

Der Weg der beherzten Kriegerin / des beherzten Kriegers

  • Traust du dich eine eigene Meinung zu haben und diese genauso, wie die Aussagen, welche dir „angeboten“ werden, immer wieder bewusst zu hinterfragen?
  • Erlebst du dich als Teil des Ganzen?
  • Was könnte dein Beitrag in der aktuellen Krise sein?

Vermeidendes Verhalten ist Teil von frühen Überlebensstrategien, die oft unbewusst und automatisch ablaufen und neue, heilsame Erfahrungen verhindern oder begrenzen. In unserem System ist abgespeichert, dass wir mit diesem Verhalten in unserer frühen Vergangenheit schwierige Situationen bewältigt haben – und ein Teil in uns glaubt daher, dass dieses Verhalten, da es sich bewährt hat, nach wie vor eine gute Strategie sei.
Doch unsere Überlebensstrategien, die damals sehr sinnvoll waren und sicherlich das Beste was wir für uns tun konnten, (be-)hindern uns heute als Erwachsene.

Vermeidungsstrategien verhindern einen Kontakt im Hier und Jetzt. Sie behindern Wachstum und Veränderung. Sie behindern uns dabei, neue Erfahrungen von tiefer Intimität in unseren Beziehungen zuzulassen und im Umgang mit unseren Gefühlen authentisch zu sein. Vermeidung verhindert, neue Möglichkeiten zu erforschen, wie wir unsere Gefühlswelt in einem sicheren Container in uns halten können. Dies ist nicht im Sinne eines Festhaltens an Altem und Überholtem gemeint. Es ist gemeint, als ein sicherer Hafen – gleich einem Gefäß in uns, in dem wir gut mit der ganzen Vielfalt unsere Gefühle sein können, ohne irgendetwas zu verstecken, ohne diese aus zu agieren – und ohne etwas tun zu müssen.

SEIN – in und mit mir. Mitfühlend. Mit einem berührbarem Herzen.

Durch den Kontakt mit einem uns zugewandten Menschen (der/die nicht meint uns verändern oder retten zu müssen, sondern berührbar sein kann), können wir alte, zum Teil pathologische Bindungsmuster erkennen und die heilende Kraft von „in Beziehung sein“ erfahren.

Es sind die bewussten Schritte in unbekanntes Terrain, welche neue Erfahrungen möglich machen – am Rande der Komfortzone. Und es ist immer wieder eine Entscheidung. Der Sog der alten Reaktionsmuster ist groß. Hilfreich und kostbar für eine Veränderung ist ein Umfeld, in dem wir uns willkommen fühlen, und in dem wir Schritte im eigenen Tempo wagen können, um uns mit neuen Möglichkeiten auszuprobieren. Ein Umfeld, welches uns darin unterstützt, Gefühle zu navigieren und welches uns ermöglicht, wohlwollende, ehrliche Rückmeldungen in einem sozialen Kontext zu erhalten.

Unser Nervensystem braucht Erfahrungen, um zu lernen. Unsere psychische Widerstandskraft (**Resilienz) wächst durch gute und gesunde Beziehungen zu und mit anderen Menschen. Der Kontakt mit anderen in Verbindung mit uns selbst ist das Übungsfeld, gleich einem Trainingslager für unser Nervensystem. Resilienz kann Mensch sich nicht anlesen. Wir brauchen Erfahrungen darin, schwierige Situationen besser und sicherer bewältigen zu können.

Die gute Nachricht: Solange wir leben, sind neue und heilsame Erfahrungen möglich.

Und ja…Wunden, die durch Kontakt oder den mangelnden Kontakt entstanden sind, heilen zumeist auch nur im Kontakt. Wir sind soziale Wesen und wir brauchen Verbindung im gegenseitigen Miteinander, um heiler und ganzer zu werden.

Für ein Leben in Kontakt und Leidenschaft.

SAbine

** Resilienz. Zum Verständnis für Resilienz finde ich das Bild von Gras sehr anschaulich. Gras besitzt die Fähigkeit, sich nach niederdrückenden Erfahrungen wieder aufzurichten – wieder in einen ausbalancierten Zustand zurückzufinden.

Differenzierung von Kali und Gremlin

Hallo Du!

Das Forschen geht auch im neuen Jahr weiter – wie soll es anders sein. Mich beschäftigt der Unterschied einer aktivierten Kali zu meinem Gremlin. Eine gewagte Gegenüberstellung, zugegeben.

Von der Göttin Kali habe ich das erste Mal gehört, als ich in Kontakt mit Tantrismus kam. Das liegt nun mittlerweile 20 Jahre zurück. Wenn ich über Kali recherchiere, finde ich:
„Die Schwarze“, im Hinduismus eine bedeutende Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch der Erneuerung. Sie wird auch als göttliche Mutter, als Kalima bezeichnet, da sie ihre zerstörerische Wut nicht gegen Menschen, sondern Dämonen und Ungerechtigkeit richte. Ihre Sichel kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneide Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und mache dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien… (Quelle Wikipedia).

Vom Gremlin habe ich erstmalig beim Possibility Management (www.nextculture.org) erfahren. Der Gremlin wird als der archetypische König/die archetypische Königin der Unterwelt bezeichnet. Jeder von uns hat einen Gremlin, der darauf spezialisiert ist niederes Drama (Opfer, Täter, Retter) zu kreiren. Anders als bei Kali ist seine Ausrichtung eher mit Vandalismus in Zusammenhang zu bringen. Er ist spezialisiert auf Mangel, Bewertung, Manipulation, Konkurrenz, Machtspiele und Überlebenskampf. Er versteht es nachzutreten, zu beißen (über verbale Attacken, Zynismus, schlechte Witze) und ist ein emotionaler Kanal für unsere gekränkten, verletzten, sich minderwertig erlebenden Seelenanteile. Der Gremlin nährt sich an Schadenfreude und kann innerhalb kürzester Zeit, in einem Moment der Unachtsamkeit, gekoppelt an das Bedürfnis inneren Druck abzubauen, Schäden bis hin zur Zerstörung in unseren Beziehungsgefügen hinterlassen.

Vielleicht erinnerst du dich an Momente in deinem Leben, wo du über den Gremlin agiert hast? Vielleicht wünscht du dir manchmal, ähnlich wie ich, den Gremlin zurück lassen zu können?

Jedoch geht es nicht darum, den Gremlin loszuwerden. er ist nicht unser Feind. Letztendlich wird es nicht gelingen ihn wegzusperren oder gar zu vernichten. Es geht darum, eine Beziehung mit ihm aufzubauen, damit wir den Gremlin und nicht der Gremlin uns hat. Die Fähigkeiten des Gremlins (z. B. dich nicht hypnotisieren zu lassen, nicht an den Haken zu gehen, dir nichtlineare Erfahrungen zu ermöglichen) konstruktiv nutzen zu lernen, braucht Zeit und Praxis und bedingt den Aufbau von Matrix. (Auszüge aus dem Possibility Management Handbuch von Clinton Callahan).

Anfang November bin ich nach 20 ! Jahren erstmalig bewusst mit meiner Kali-Energie, außerhalb einer Kali-Meditation, in Kontakt gekommen. Es ging darum mich aus meiner 8 jährigen Beziehung zu lösen, die sich im Miteinander über längere Zeit aufgearbeitet hatte. Das Wort „Scherbenhaufen“ fiel und ich hatte zu meinem Erstaunen kein schlechtes Gewissen als ich das hörte. JA, ich wollte diese Scherben, ohne Scham oder Schuldgefühle dabei. Im Gegenteil, ein Scherbenhaufen war das Einzige, das sich in dieser Situation gesund und authentisch anfühlte. Ich spürte die Klarheit der Kali-Energie im Wissen darum, dass etwas, das nicht funktioniert, zerstört werden muss. Nur so konnte der Sumpf verlassen werden, damit auf einer anderen Ebene (Transformation), Neues entstehen kann.

Nach der ersten Erleichterung kamen Schübe von Wut, Trauer, Enttäuschung und Schmerz. Als der Schmerz über Gehörtes unerträglich zu werden schien, meldete sich mein Gremlin. Ich spürte, wie gerne ein Teil von mir abrechnen wollte. Dinge aussprechen, die weh tun, Schmerz im Außen verursachen – bei dem vermeintlichen Auslöser meines Schmerzes. Es war der dringende Wunsch Druck abzulassen, um den eigenen Schmerz zu lindern – in der Hoffnung, wenigstens kurz Erleichterung zu erfahren. Und ich wusste: Nein, ich werde meinen Gremlin nicht von der Leine lassen!

Mit Freunden darüber zu sprechen half mir nicht, da ich Scham- und Schuldgefühle bekam, wenn ich auch nur im Ansatz schlecht über den Mann sprach, der mir viel bedeutet hat. Ich wollte ihn vor niemandem schlecht machen. Doch was tun, mit dem Schmerz, der Wut, der Enttäuschung? Nur sitzen und atmen war definitiv zu wenig. Mein inneres Feuer brannte lichterloh.

Und da kam mir die rettende Idee, dass im Schreiben eine Möglichkeit liegen könnte auszudrücken, was mich um trieb und so sehr nach Ausdruck und gesehen zu werden verlangte. Ich kotzte mich in meinem Tagebuch wortwörtlich aus (bis ich loslegte, musste ich mich echt ermutigen), und brachte all das aufs Papier, was mein Gremlin zu sagen hatte. Ich schrieb und schrieb, bis nichts mehr kam. Dann war es plötzlich still und eine tiefe Trauer – alt und tief verborgen, konnte kommen. Jetzt konnte ich all die auslösenden Geschichten und Projektionen loslassen und anfangen mich um das zu kümmern, darum, worum es wirklich ging und geht – in mir. 

Warum ich das hier so veröffentliche, fragst du dich vielleicht?

Bei all dem was diese Trennung an schwierigen und schmerzhaften Momenten mit sich gebracht hat, bin ich tief berührt, den Unterschied zwischen der konstruktiven Kali-Energie und der destruktiven Energie des Gremlins bewusst zu erfahren. Da ich den differenzierten Umgang mit diesen Energien für wichtig – Heil und Frieden stiftend – halte, habe ich mich entschieden damit sichtbar zu sein.

Es gibt keine Abkürzung, wenn wir heiler werden wollen. Und ich glaube, dass wichtig ist immer früher zu erkennen, wer bei uns am Steuer sitzt. Weder das verletzte Kind, noch der Gremlin haben dort etwas verloren.

Und doch hat der Gremlin Wichtiges mitzuteilen. Allerdings sind das Botschaften, die nicht für andere Ohren bestimmt sind. Zumindest wenn sie emotionale Ladung haben. Ich glaube, nur so kann wirklich Heilsames daraus entstehen. Denn es geht darum Selbstfürsorge, Mitgefühl (nicht zu verwechseln mit Mitleid und verhaftet sein in Geschichten) und Selbstliebe zu entwickeln. Zuwendung und Interesse für das, worum es wirklich geht, anstatt in der Projektion (im Außen) hängen zu bleiben und niederes Drama zu kultivieren.

Jeder von uns hat seine/ihre eigene Geschichte, seine/ihre eigenen Themen und gibt, was gerade möglich ist. Auch wenn dadurch Illusionen platzen, Enttäuschung spürbar und manchmal auch Trennung notwendig wird.

E-motion – Gefühle in Bewegung. Für ein Leben in Kontakt und Leidenschaft.

Selbstsabotage versus Orende generieren

Inspiration
In fließender Leichtigkeit in unseren Emotionen, Stabilität in unserem physischem Körper, Flexibilität in unserem Mind, Expansion in unserem Geist/Spirit und offener Herz- zu Herz-Kommunikation in unserer Sexualität zu tanzen.
Swift Deer

Viele viele Jahre sind mittlerweile vergangen, seit ich von dem Ausdruck „Orende generieren“ aus der sweet medicine gehört habe. Der Sweet Medicie Sundance Path ist eine Mysterienschule der Twisted Hair Metis Medicine Society. Mehr Informationen gibt es hier: https://dtmms.org

„Orende“ ist eine Bezeichnung für das Maß unserer Lebenskraft. Gemeint ist die Dauer und Intensität (sowohl intern als auch extern) in der sich die Lebenskraft eines Menschen manifestiert. Je höher dein Orende, desto größer ist deine Ausdauer und dein Durchhaltevermögen, desto gesünder bist du. (Auszüge aus dem Buch von Mary Flaming Crystal Mirror: Süsse Medizin)

Orende zu generieren bedeutet, im Umgang mit deiner Lebenskraft achtsam zu sein und bewusst Energie aufzubauen. Es bedeutet Energiezuwachs zu kultivieren. Mehr Energie erzeugt eine höhere Schwingung und ermöglicht die Loslösung von destruktiven, selbstlimitierenden und krankmachenden Gewohnheiten. In den letzten Wochen tauchte dieser Begriff plötzlich wieder aus meinem Unterbewusstsein auf und ich forsche damit.

Von der Gewohnheit sich selbst zu schwächen

Oder, um es als Metapher auszudrücken, sich selbst das Wasser abzugraben.

Verrückter Weise tun wir vieles, um uns auf einem niedrigen Energieniveau zu halten. Wir betreiben Selbstsabotage in vielfältigen Formen. Oft ist es uns gar nicht bewusst, wie wenig wir unserer Kraft und Lebendigkeit trauen.

Ich habe hier ein paar Beispiele, wie Selbstsabotage aussehen könnte, wie wir (oft unbewusst) uns selbst unsere Lebenskraft reduzieren:

Klassische Orende-Killer sind:

  • minderwertige, ungesunde, belastete (Tierleid) Lebensmittel
  • ein Zuviel an Essen
  • mangelnde Bewegung oder exzessiver Sport
  • chronische Überlastung oder chronische Unterforderung
  • ungelöste Konflikte
  • unerledigte Geschäfte
  • dysfunktionale Beziehungsstrukturen
  • Grübeleien
  • unachtsame Aussagen über uns selbst und andere
  • jegliche Formen von Sucht, wie z. B. Fernsehen/Internet, Smartphonie, Alkohol, Nikotin, Zucker.
  • ein unpassender Tag-Nacht-Rhythmus
  • Druck/Widerstand (Gas und Bremse in Kombination)
  • negative Glaubenssätze
  • spirituelle Konstrukte ohne Herzensverbindung und Demut
  • Geltungszwang
  • funktionalisierter Sex (bewegte Energie ohne Verbindung)
  • Rechthaberei
  • Engherzigkeit
  • Egozentrik
  • Stagnation
  • Scham
  • Traumafixierung

Eine andere Form der Selbstsabotage ist unser Umgang mit Emotionen.

Viele von uns haben nicht gelernt mit Emotionen umzugehen. Entweder werden sie ausagiert, betäubt oder festgehalten. Ich finde interessant, dass in der Betrachtungsweise der Sweet Medicine schon das Wort e-motion die Bewegung, das Fließen von Emotionen ausdrückt. Was bedeuten würde, Emotionen weder zu unterdrücken, noch zu überspringen, sondern präsent zu bleiben, sich damit zu zeigen, spürbar zu sein und eigenverantwortlich – ohne einen Auftrag zu vergeben.

Weshalb scheint es so normal zu sein unsere Lebenskraftenergie niedrig und uns damit klein zu halten, anstatt Orende zu generieren?
Als mögliche Antwort darauf verweise ich auf den Text von Marianne Williamson aus „Rückkehr zur Liebe“, den Nelson Mandela bei seiner Antrittsrede sprach und der davon handelt, wie sehr wir uns vor unserer eigenen Größe ängstigen.

Wie generiere ich Orende?

Über Achtsamkeit im Umgang mit Energie. Je besser die Verbindung zum eigenen Körper ist, desto eher werden uns die Rückmeldungen bewusst, die dieser uns permanent anbietet. Energiegewinn und Energieverlust sind unmittelbar körperlich spürbar.

Körperwahrnehmung ist Übungssache!

Immer zeitnaher zu reagieren und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, ist die Aufgabe. Verantwortung bedeutet hier, die Fähigkeit zu entwickeln, Entscheidungen zu treffen. Ist das, was ich gerade tue oder denke, förderlich? Und wenn nicht: was kann ich tun oder unterlassen, damit sich das ändert?

Um Orende zu generieren, braucht es immer und immer wieder eine bewusste Entscheidung. Beständig Energie sinnlos zu verpulvern ist bei vielen von uns eine jahrzehntelange Angewohnheit. Viel Beschäftigung im Kopf, wenig bis kaum Körperwahrnehmung eine weitere. Selten dort zu sein, wo gerade die eigenen Füße sind. So praktizieren wir selbstlimitierende Lebensweisen.

Alltägliches

Ich kann z. B. auf verschiedene Weise essen. Wenn ich mir Zeit nehme zu essen und dabei genieße, bewusst aufnehme, passiert etwas ganz anderes in mir, als wenn ich esse und z. B. gleichzeitig telefoniere, auf meinem Handy Nachrichten schaue oder mental mit Problemen und Situationen die nicht mit dem Hier und Jetzt zu tun haben, befasst bin. Wie könnte deine Nahrung aussehen und die Art zu essen, wenn du dabei den Fokus bewusst auf das Generieren von Orende legtest?

Eine hilfreiche Praxis dazu ist, den nächsten Happen erst dann vorzubereiten, nachdem der vorherige Happen gekaut, optimaler Weise genossen und geschluckt wurde. Bis dahin legst du das Besteck ab und deine Hände haben Pause.

Weitere Beispiele: Du bist draußen in der Natur. Joggen, oder gehst spazieren. Oder beim Sex.

Egal was du tust, deine innere Haltung ist entscheidend.

Du bist die Schlüsselstelle. Es geht um die Momente, wo du Verbindung herstellst über deine Präsenz: Zum Beispiel zur köstlichen frischen Luft, dem Duft des Waldes, der Wärme der Sonne, dem kühlen Hauch des Nebels, dem Klang der Stille…

Oder beim Sex, wenn du dich im Hier und Jetzt verbindest, dir Genuss erlaubend, über Hautkontakt, Blickkontakt, über Bewegung, dein Innehalten, dein Atem……

Was passiert in dir während du joggst? Oder bei einer Bergtour, in Momenten der Anstrengung? Wie ist deine innere Haltung? Verausgabst du dich, gibst du Energie weg oder kannst du dich dabei nähren, aufladen und genießen?

Es gibt die Möglichkeit, dich mit Anstrengung zu verbinden. Dein tiefes Ja, dein dich öffnen für die nächste Steigung. Die Steigung mit Hingabe zu nehmen ist eine völlig andere Haltung als sie zu bekämpfen und zu bestehen. Beim (Be-)Kämpfen verlieren wir Kraft. Beim Kämpfen ist immer Widerstand, ein „gegen etwas“ – in dir oder gegen die aktuelle Situation. Anders ist es bei praktizierter Hingabe, einem bewussten Ja und dem Sich-einlassen auf die Situation. Hier generieren wir Orende. Wir gehen in die Verbindung. Hinein.

Oder im Kontakt mit einem anderen Menschen. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich mein Gegenüber wo anders haben möchte, als er/sie ist. Eine mögliche Reaktion ist dann zu argumentieren und zu kämpfen. Oder mein Gegenüber abzulehnen und innerlich permanent mit Begründungen beschäftigt zu sein, warum diese Ablehnung gerechtfertigt ist.

Doch das kostet viel Energie. Wenn ich mir dessen bewusst werde, kann ich üben, innerlich einen Schritt zurück zu treten. Ich kann üben anzuerkennen (Herz!) was ist. Demut, als eine mögliche Alternative zum gewohnten Kampf gegen etwas. Loslassen. Verantwortung für meine Gefühle übernehmen. Mich um mich kümmern. Still werden. Manchmal schmerzt das sehr. Wenn ich nicht gegen den Schmerz kämpfe, sondern bereit bin mich mit meiner beherzten Kriegerin in den Schmerz hinein zu geben (Hingabe. Achtung: damit ist nicht der Strudel/Sog gemeint), ohne mich in irgendwelchen Geschichten zu verheddern, den puren Schmerz durchlebe – mich dem Schmerz stelle, habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich plötzlich in Kontakt mit meiner Lebenskraft komme. Es wird ruhig. Friedlich.

Und du? Was sind so deine Energiefresser? Wie hältst du dich klein? Was könnte dein nächster Schritt hin zu einem ausbalancierten, beherzten Menschen sein?

Ich für mich kann sagen, ich habe Geschmack an diesem Thema gefunden. Dabei bin ich mir sicher, dass ich bisher nur die Spitze von einem Eisberg erahne. Ich bleibe dran. Und all dies wird in meine Arbeit einfließen. Ich freue mich darauf.

Mögen sich unsere destruktiven, selbst sabotierenden Verhaltensmuster in eine lebensbejahende, herzerfrischende, die Welt bereichernde Menschlichkeit verwandeln.

Für ein Leben in Kontakt und Leidenschaft

Unsere tiefste Angst

Unsere tiefste Angst ist nicht, daß wir unzulänglich sind,
unsere tiefste Angst ist, daß wir unermeßlich machtvoll sind.

Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: „Wer bin ich eigentlich, daß ich leuchtend, hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf?“

Wer bist du denn, es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.

Wenn du dich klein machst,dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du schrumpfst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.

Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns: Sie ist in jedem Menschen.

Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen wollen,
geben wir unbewußt anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben,
wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien.

Text von Marianne Williamson, Rückkehr zur Liebe
bekannt geworden über die Antrittsrede von Nelson Mandela 1994