Felt Sense

Hallo Du!

Bei mir gibt es aktuell große Veränderungen. Eine davon ist mein Umzug von Wolfegg nach Achberg, über die ich mich sehr freue - und die gleichzeitig so einige Herausforderungen für mich bereit hält. Die andere Veränderung ist die Tatsache, dass ich Ende 2024 mit meinem 12. Frauenjahrestraining vom Knaubenhof weggehen werde und zukünftig im Seminarzentrum Sonnenstrahl, hier im Allgäu, die Trainings leiten werde. (Die Termine für das nächste Frauenjahrestraining 2024/2025 sind online. Die Anmeldung dazu, ist ab sofort möglich). Damit geht eine Ära zu Ende und es macht einiges mit mir, diesen Schritt wirklich anzunehmen, nach vorne zu blicken und ihn auch beherzt zu tun.

In diesem Zusammenhang möchte ich an dem Beispiel: Überforderung, das Thema Felt Sense thematisieren.

Möglicherweise kennst auch du den Zustand der Überforderung, die geradezu die Dimension eines Lebensgefühls annimmt. Dann lohnt es sich, einen Zusammenhang zu frühkindlichen Erfahrungen herzustellen. Es können abgespeicherte Erfahrungen aus einer Zeit wirken, in der wir für unsere Regulation unsere Bezugspersonen gebraucht hätten, um unser Nervensystem zu beruhigen, wenn Erlebnisse von Überforderung unsere Kinderseele gebeutelt haben und diese Hilfe nicht im ausreichendem Maße vorhanden war.

Dieses Grundgefühl "Ich bin überfordert!" kann bei vielen Erwachsenen mit (Entwicklungs-) Traumahintergrund im Zusammenhang mit (notwendigen) Veränderungen wieder hervortreten und so dominieren, dass Herausforderungen jedweder Art Angst und Flucht-(Abbruch)impulse auslösen.

Mein Forschungsfeld mit Überforderung

Aktuell, in einer Zeit mit tiefgreifenden Veränderungen bin ich mit einem ängstlichen, überfordertem Anteil in mir tagtäglich in Kontakt. Meine Übung darin ist, immer wieder, ohne mich an eine Geschichte zu hängen, in und mit mir zu fühlen, was sich da wie in meinem Körper zeigt und wie sich das anfühlt. Beobachtend, innehaltend, begleitend. Und das, obwohl es so viel zu tun gibt - ja, gerade deswegen!

Mal fühlt es sich an wie ein inneres Brennen. Dann wieder ist da eine Empfindung von Druck und Enge. Manchmal ist das Empfinden, als sei da eine Faust, die meinen Solarplexus fest umkrallt, mal ist da Hitze begleitet von kalten Händen und Füßen. Ich spüre Fluchtimpulse und bleibe da und atme.  Erfahre mich in dieser Form von Lebendigkeit. Erkenne an. Gleichzeitig übe ich mich darin, wohlwollend Abstand zu halten.
 
E. Gendlin, der Gründer vom Focusing, Philosoph und Psychotherapeut sagt dazu: „Wahren Sie so munter wie möglich Abstand davon“ und sagen Sie sich „Abgesehen davon, geht es mir gut!“

Gendlin spricht davon, dass über den Kontakt mit Felt Sense im Körper abgespeicherte und von unserem Gehirn vergessene, unverarbeitete Gefühle spürbar werden. Diese unverarbeiteten Gefühle sind wie ein großer Datensatz an Informationen, der uns viel über uns selbst verraten kann. Wichtige Voraussetzung hierfür ist die eigene Zugewandtheit und dem, was unser Körper an Reaktionen zeigt, als wegweisende Bedeutung zu verstehen, um sich selbst näher zu kommen.

Hilfreiche Fragen dazu sind: Wie fühlt sich das an? Was passiert da in mir?

Dabei geht es nicht um eine Antwort auf analytischer, kognitiver Ebene, nein. Vielmehr ist es wichtig, forschend und wohlwollend da zu bleiben. Den Geschmack des Problems als Ganzes versuchen wahrzunehmen; die Melodie und nicht die einzelnen Töne.
Geben wir uns für all dies die notwendige Zeit und erlauben uns hierfür innezuhalten und dabei weich zu sein, tritt Veränderung ein. Ein Shift. Dann, im Anerkennen und Zulassen….

Plötzlich wird es leichter, öffnet sich etwas im Körper - wie ein Knoten und innere Spannung beginnt zu schmelzen und kann abfließen. Ich erlebe diese Momente als magisch und voller Dankbarkeit. Und so verrückt es klingen mag, ein Teil von mir registriert: überlebt!

Diese innere Arbeit ist eine Arbeit um, so wie ich es nenne, den „inneren Garten“ zu bestellen und Gefühls- und Beziehungskompetenz zu entwickeln. In all der Zeit, die es nun einmal hierfür braucht, und dem allmählich wachsendem Vertrauen, dass Überforderung nicht unser ganzes Wesen ausmacht. Und in der wir uns immer wieder bewusst Schritt für Schritt vorwärts bewegen, weitergehen, ohne über unser Erleben hinweg zu gehen. Atemzug für Atemzug entscheiden können uns wach und (selbst)liebend vorwärts zu orientieren. Geführt und unterstützt von Kräften die uns wohl sind, in uns und um uns herum.

Für (d)ein Leben in Kontakt und Leidenschaft.

Gerne begleite ich dich ein (weiteres) Stück deines Weges.
Herzliche Grüße

SAbine