Die transformierende Kraft von Worten am Beispiel: Vorwärts schauen

Hallo Du!

Vielleicht erscheint es dir seltsam, dass ich "vorwärts schauen" in der aktuellen Zeit als Ressource erlebe. Gibt es doch so vieles, das weltweit geschieht und mir zu schaffen macht. Geschehnisse, bei denen Teile in mir zwischen Wut und Trauer ringen, Ohnmacht fühlen, Fassungslosigkeit und (zuweilen verzweifelte) Sorge.
Kriege, Hungersnot, Ausgrenzung, Schutzlosigkeit von Mensch und Tier, Willkür auf verschiedensten Führungsebenen, Inflation, die Abspaltung der Notstände bzgl. Klima- und Tierschutzthemen...

Mehr als genug Gründe für einen Teil in mir, über Angst und Erstarrung in eine resignative Grundstimmung voller Zukunftsängste zu verfallen. Opfer einer Zeit, deren Herausforderungen mir unter die Haut gehen und mit gewohnten Strategien nicht einfach abzuschaffen sind.

Worum könnte es gehen?

Wenn etwas nicht mehr funktioniert braucht es Veränderung. Und Veränderung bringt Strukturverlust mit sich. Doch was/wer bin ich ohne meine gewohnte, mir ursprünglich Halt gebende (Überlebens-) Struktur? Wenn ich ehrlich bin, dann kommt hier ein: "Ich weiß es nicht!"

Und plötzlich stehe ich vor einer Leere. Eine innere Leere, die ich bisher (aus der Erinnerung und einer daraus entwickelten Gewohnheit) auf unangenehme Weise mit Verlorenheit gleichgesetzt habe. Ein trostloser, schmerzbesetzter Zustand - vertraut, aus längst vergangenen Zeiten. Um diese Leere nicht zu fühlen habe ich erkannt, dass ich sie in der Vergangenheit gefüllt habe. Gefüllt mit Kummer, Schmerz oder CoAbhängigkeit, um ein paar Beispiele zu nennen.

Doch Veränderung ermöglicht nicht nur Strukturverlust, sie ermöglicht auch den Ausstieg aus dem Gewohnheiten, die sich überlebt haben. Es ist Zeit, eine neue Perspektive zuzulassen.

Was meinst du, ist eine Gewohnheit von dir, für die es Zeit ist einen Veränderungsprozess einzuleiten? Und wenn du was gefunden hast, was könnte dir dabei helfen?

Als Körpertherapeutin lade ich dich ein dieses "vorwärts", "nach vorne" (schauen, gehen - fühlen) ganz spontan für dich erfahrbar zu machen und auszuprobieren.

Ein Experiment: Setze oder stelle dich hin und wende bewusst deinen Blick nach vorne. Was fällt dir auf? Was geschieht in deinem Körper? Mit deinem Atem? Mit deiner (inneren) Haltung/Befindlichkeit?

Ich habe für mich entdeckt: Dieses "nach vorne" zu schauen hat Kraft. Es richtet mich spürbar auf, öffnet meinen Herzraum. Nach vorne schauen ermöglicht mir einen inneren Shift, eine Weite mit einem Ruf für neue, noch unbekannte Perspektiven. Spannend, finde ich :-)

Ganz konkret war diese Ausrichtung nach vorne für mich bei verschiedenen persönlichen Lebensthemen der letzten Zeit sehr hilfreich. Da war zum einen mein Umzug. Mit dem Schritt zu dieser Veränderung, die viel meiner Wutkraft brauchte, und mich ein neues Zuhause finden hat lassen, in dem ich mich nun unsagbar wohl fühle.

Auch bei der Entscheidung, meine Mitarbeit in der Psychosomatischen Klinik Ende März zu beenden, braucht(e) ich diese innere Einstellung, den hilfreichen Blick nach vorne. Ein Teil von mir wird dadurch frei und ich habe große Lust, ergänzend zu meiner Seminartätigkeit noch auf ganz anderer Ebene tätig zu werden.

In all dem geht es darum, Anhaftungen zu erkennen und mich immer wieder bewusst, klar und kraftvoll zu entscheiden nach vorne zu schauen - auch wenn ich derzeit nicht sehen kann, wohin es (im Großen wie im Kleinen) gehen wird/mag. Wichtig scheint mir achtsam zu sein, um nicht aus einer Gewohnheit heraus diesen weiten (offenen) Raum in mir mit Schmerz, Kummer und Mangelempfinden zu füllen. Oder mich über Ablenkung abzufüllen. Nur damit Momente sich nicht so leer anfühlen.
 
Ich mag diesen Raum - diese Leere - dieses Loch in mir kennenlernen, mich selbst dabei an die Hand nehmen, mich staunend begleiten, das Nichtwissen entdecken und ... mir z. B. Freude und Inspiration darin erlauben. Ein freudvolles JA zum Nichts. Still zu werden ist der Anfang. Atemzug für Atemzug, meinen Weg in Schönheit gehend. Was auch immer das gerade heißen mag.

"In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..." (H. Hesse) und in jedem Loslassen entstehen Möglichkeiten. Möge Heilsames geschehen.

Ich wünsche dir Rückblicke auf Erfahrungen im vergehenden Jahr, die dich berühren und bewegen durften. Und ein gesegnetes neues Jahr.

Für (d)ein Leben in Kontakt und Leidenschaft. Danke für deine Bereitschaft dich auf das Leben und dich selbst einzulassen. Walk in beauty.

Gerne begleite ich dich dazu ein (weiteres) Stück deines Weges.

Herzliche Grüße

SAbine