Woher kommt nur diese unglaubliche Wut?
Diese Frage habe ich mir in den letzten Monaten immer öfter gestellt. Mein innerer Kampf wurde immer unerträglicher. Der Versuch, zu unterdrücken, was mir meine Seele an Hinweisen schickte, funktionierte immer weniger. Die Folge: Wut, Ärger, innerer Kampf, Frust und Unzufriedenheit.
Irgendwann konnte ich nicht mehr wegschauen, es wurde klar: Hier läuft etwas grundsätzlich schief.
Gefühle..…
Auch wenn dieser Anfang von meinem Newsletter nicht so klingen mag, ich erlebe gerade eine zutiefst inspirierende Zeit. Das vorherrschende Thema heißt „Gefühle“, auf das ich heute einmal mehr Bezug nehmen möchte.
Vermutlich kennst auch du die Momente, in denen du gefühlsmäßig überfordert bist und auf gewohnte Schutzmechanismen zurückgreifst. Momente, wo du dich rettest, über Schutz- und Abwehrmechanismen wie Flucht, Angriff oder Erstarren.
Mir sind alle drei Mechanismen bekannt. Wobei Starre, Luft anhalten, und der gleichzeitig damit beginnende innere Dialog in Form von analysieren, projezieren, bewerten und rechtfertigen, um irgendwie die Kontrolle über meine Gefühle zu bekommen, meine vertrauteste Reaktion ist.
Überwältigt von zuviel (?) Gefühl
Wenn ich an meine Kindheit denke, war da viel Überforderung im Umgang mit meiner Gefühlsvielfalt. Ich erinnere mich an Aussagen wie: Sei nicht so empfindlich. Was du schon wieder hast? Du bist so kompliziert. Immer bist du gleich beleidigt. Stell dich nicht so an...
Aus all diesen Aussagen verinnerlichte ich Glaubenssätze wie: Meine Gefühle sind falsch. Da ist etwas ganz grundsätzlich nicht richtig an mir. Ich muss anderes fühlen. Ich muss anders sein. Gefühle sind eine Schwäche von mir. Meine Gefühle überfordern mich und andere.
Die Folge: Ich habe mich mir selbst entfremdet, gelernt, Vieles zu unterdrücken und nicht gelernt, wie ich mit meinen Gefühlen sein kann. Da war niemand, der mir helfen konnte, ein Gefäß zu entwickeln, um meine Gefühlsvielfalt als einen Schatz zu erleben.
Das Kollektiv und unser Erbe
Denn all die Erwachsenen um mich herum hatten selbst keinen Zugang zu ihren Gefühlen, oder wenn, dann waren sie selbst davon überwältigt. Sie gehörten zur Kriegskindergeneration, einer Generation, die früh lernen musste zu funktionieren um zu überleben, viel zu arbeiten - auch um nicht fühlen zu müssen.
So konnten sie mir nicht vermitteln, mit Gefühlen zu sein und verantwortlich damit umzugehen. Was sie mich lehrten und sich in mir stattdessen ausbilden konnte, war meine Ratio. Ich lernte, alles über den Kopf zu erklären, zu analysieren, spaltete meine Gefühle ab und konnte vieles verstehen – nur nicht mich selbst.
Die Tafel der Gefühle
Vor ein paar Wochen kam eine Meditation zu mir. Sie bekam von mir den Namen "Die Tafel der Gefühle". Es war ein heiliger Moment. Es ist, als ob sich etwas in mir zu drehen beginnt. Mir wurde gewahr, ich bin jetzt soweit, meine Gefühle fühlend kennenzulernen und anzunehmen. Der Weg führt mich weg vom kognitiven Verstehen meiner Gefühle, direkt hinein in mein Herz.
Die Herausforderung, Gefühle jenseits von Geschichten und Auslösern fühlen zu lernen
Aufnehmen statt ablehnen oder manipulieren/verändern. Vertraut werden, weicher werden, flüssiger. Den Herzraum hierfür öffnen und wachsen lassen. Sanftes trainieren des Fühlens. Üben und lernen, mit puren Gefühlen zu sein. Auf Herzebene ein „hallo du“, zu jedem einzelnen Gefühl, dass sich zeigt. Das Gefühl benennen lernen. Raus aus dem Leid, das die Gewohnheit, Geschichten an die Gefühle zu hängen, auslöst.
Es ist nicht immer möglich, Schmerz zu vermeiden. Schmerz ist Teil unseres Lebens. Doch Leid ist eine Entscheidung. Sich gegen das Leiden und für das Fühlen zu entscheiden - ohne Anhaftung an Geschichten, ist lernbar.
Gefühle sind wertvolle Hinweise aus unserem Innersten. Sie helfen uns u. a. eigene Bedürfnisse und unsere Grenzen wahrzunehmen und uns über den Kontakt mit uns selbst im Außen zu positionieren.
Mal laut, mal leise, mal angenehm, mal unangenehm, mal fremd, mal überwältigend, mal schmerzhaft, mal getrennt, dann wieder verbunden, erschütternd, ohnmächtig, machtvoll... Wie ein bunter Blumenstrauß entfaltet sich langsam die Fülle der zutiefst eigenen menschlichen Vielfalt. Wichtig dabei ist, dass auch die schwierigen Gefühle zu unserem menschlichen Potential gehören. Um bei dem Bild des Blumenstraußes zu bleiben, vervollständigen sie die innere Farbpalette unseres Seins.
Gefühlskompetenz ist erlernbar
In der schamanischen Arbeit wird von Seelenanteilen gesprochen, die integriert werden wollen. Die Integration geht über den Weg des Herzens.
Sein. Atmen. Sanfter Mut. Das Herz lernt in die Fülle zu entspannen. Das Nervensystem lernt mit, wird vertraut mit der frei werdenden Lebendigkeit.
Ich lade dich ein auf einen Weg zu mehr Gefühlskompetenz:
Die Tafel der Gefühle - eine geführte Online-Meditation
Der nächste Termin hierzu ist am Di. 26. Mai 2020 um 19:30 Uhr. Das erste Angebot dazu gab es bereits am vergangenen Donnerstag, und in mir ist Lust auf mehr. Es braucht sanfte Übungsräume. Daher werde ich dieses Angebot weiter ausbauen.
Außerdem werde ich das Seminar: Unverschämt lebendig vom 9.-12. Juli 2020 inhaltlich zu diesem Kontext weiterentwickeln. Der Fokus wird auf Gefühlskompetenz und Lebendigkeit liegen. Die Sicherheitsabstände werden in diesem Seminar gewährleistet sein. Anmeldungen sind ab sofort möglich.
Gerne begleite ich dich ein (weiteres) Stück deines Weges.