Hallo Du!
Wir Menschen erzählen Geschichten. Und wir Menschen lassen uns Geschichten erzählen.
Ob wir uns die jeweilige Geschichte zu eigen machen, hängt von vielen Einflüssen ab: von unseren Wünschen und Sehnsüchten, Werten, Ängsten, Vertrauen, Phantasien, Unwissenheit, Bewusstheit, Prägungen, dem Mut zu fühlen - unserem wissen wollen, oder auch nicht uvm.
Welche Geschichte(n) erzählst du über dich?
Welche versuchst du (vor dir/vor anderen) zu verbergen? Was davon ist wahr?
Was erzählst du über andere? Was davon ist wirklich wahr?
Da wären z. B. Geschichten, die sich mit unserem inneren Wert befassen. Oftmals wirken tief verborgene Unsicherheiten mit Fragen wie: Bin ich es wert geliebt zu werden?
Da sind bisweilen verdeckte, vergrabene Zweifel, die über Anstrengung, viel Glitter und Leistung unerkannt bleiben sollen. Da gibt es vielleicht einen früh erlebten Mangel an elterlicher empathischer Zugewandtheit, der als Folge eine narzisstische Wunde hat entstehen lassen. Eine in unserer Gesellschaft weit verbreitete Verwundung, der schwer beizukommen ist, da sie zutiefst Scham besetzt ist und das kunstvoll errichte Selbstbild zerbröseln würde, wenn wir es wagen würden, die innere Abwertung fühlend zuzulassen.
Oder Geschichten zu äußeren Werten: Ich biete z. B. aus Überzeugung kein Seminar am Meer an. Ich möchte nicht, dass Teilnehmer:innen in den Flieger steigen müssen, um an einem Seminar bei mir teilnehmen zu können.
Eine andere Geschichte könnte sein: Wenn etwas sehr teuer ist, dann muss es auch sehr wertvoll sein.
So habe ich z.B. Anfang des Jahres an einem Seminar teilgenommen, für das ich mit Übernachtung im DZ für eine Woche mehrere tausend Euro bezahlt habe. Leider lag ich mit meiner Annahme einer dem Preis entsprechenden Qualität falsch. UND – ich habe in meinem Frust eine neue Geschichte daraus gemacht: Ich bin es mir wert in mich zu investieren. Schon war es leichter für mich, mit meiner Enttäuschung umzugehen.
Gleichzeitig tauchte die Geschichte auf: Was ist meine Arbeit wert? Ist es moralisch in Ordnung viel Geld zu verdienen? Wo beginnt bei mir „viel“?
Darf eine Frau, die sich mit dem Thema "menschlich sein" befasst, erfolgreich sein? Was ist überhaupt meine Form von erfolgreich?
Und da sind wir schon bei der nächsten Geschichte…
Was erzählen wir uns selbst und einander, wie Männer und/oder Frauen sind und wie sie bitte schön nicht zu sein haben?
Zu den Geschichten, die gerne geglaubt werden gehört jene: Wenn ich meinen Müll trenne, kann dieser recycelt werden. Dann ist das mit dem Müll, den ich produziere, nicht so wild…In Wahrheit werden nur neun (!) Prozent (laut Greenpeace) der weltweiten Plastikproduktion recycelt. Der Rest verschmutzt die Weltmeere, wird verbrannt oder in Gewässern und auf Deponien zu Mikroplastik zermalen. Und übrigens: schon mal was von Müllkolonialismus gehört?
Oder die Geschichte: Ich kann eh nichts tun. Das frustriert mich alles nur. Ich muss schauen, dass es mir gut geht. Ich hab genug mit der Verantwortung für mich selbst zu tun. Sollen doch erst einmal die Großen ran…
Manchmal übernehmen wir auch Geschichten von anderen Menschen.
Wir wollen sie glauben, weil sie so sehr zu unserer Sehnsucht passen, geliebt und angenommen zu werden. Das könnten z. B. die Vorstellungen des Vaters sein, was sein Kind werden soll. Nicht selten leben Kinder über viele Jahre, manchmal auch Jahrzehnte die Geschichte ihres Vaters, bis sie merken, wie unglücklich, fremd und ferngesteuert sie sich erleben.
Ich höre Geschichten, wenn Menschen sagen:
„Sie werden es immer schwer haben“. Oder Geschichten, dass sie nur erfolgreich sein müssen, oder schlanker, oder jünger, oder heiler, oder emotionaler/oder weniger emotional, leidenschaftlicher, wertungsfrei oder oder oder – um mit sich in Frieden zu sein zu können…
Ich höre Geschichten, dass Menschen, die alleine sind, wohl beziehungsunfähig sein müssen, oder dass Menschen nicht alleine sein können und deshalb in Beziehungen bleiben….
Manchmal nutzen wir Geschichten um den Kontakt zu dem was schmerzt zu vermeiden. Manchmal lassen wir uns von Geschichten zu unseren Gefühlen führen.
Wir hören Geschichten von Viren, Impfstoffen und Verantwortlichkeiten. Wir hören von Waffen und Waffenlieferungen, Besitzansprüchen, Krieg und Flucht. Recht und Unrecht, Klimakatastrophen, Hunger, Elend und Tierqual. Und auch hier hören und glauben wir, was wir eben hören und glauben (wollen).
Woran erkennen wir, dass eine Geschichte für uns wahr ist?
Welche Signale gibt es hierfür? Und welche Signale gibt es, wenn uns bewusst wird, das wir uns getäuscht haben? Was können wir wirklich wissen?
Sicher gibt es einiges nachzulesen und die Möglichkeit sich zu informieren. Doch nicht selten sind die Berichte zu einem Thema sehr unterschiedlich in ihren Blickwinkeln. "Framing" ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Wie finde ich nur in dem Informationsdschungel zu meiner Wahrheit, zu „meiner“ Geschichte? Wem kann ich (ver)trauen?
Der Körper und seine Signale
Wie gut kennst du dich aus in deinem Körpervokabular? Als Frau, mit einem Faible für Körperempfindungen und KörperWAHRnehmung suche und finde ich meine Wahrheit oftmals über meine Körperreaktionen, die mir zunehmend bewusster werden. Das sogenannte Bauchgefühl. Jede:r von uns kennt es. Ob wir ihm vertrauen ist eine andere Geschichte.
Der Kopf/Geist ist in seiner Wahrnehmungsfähigkeit für Neues oft sehr begrenzend. Er orientiert sich gerne an über viele Jahre eingefahrenen (oftmals so erlernten/übernommen) Bahnen. Der Körper hingegen hat das Potential eines wahrhaftigen Spiegels, jenseits von Geschichten, wie es uns im Hier und Jetzt tatsächlich (er)geht.
Dieses Bauchgefühl ernst zu nehmen und differenzieren zu lernen, braucht je nach Biographie, Ausdauer und beharrliches Üben. Und die Erweiterung der eigenen Gefühlskompetenz, was beinhaltet, Gefühle – ob unangenehm oder angenehm, wahrzunehmen, geschehen zu lassen und mit-zu-fühlen, ohne sich damit zu identifzieren. Es braucht die Fähigkeit sich selbst so zu regulieren, dass ich mit meinen Gefühlen sein und eigenverantwortlich umgehen kann. Das ist erlernbar und braucht Zeit und Geduld.
Wenn wir wirklich wissen wollen und uns nicht über Suchtstrukturen ablenken und/oder betäuben, sind Gefühle spürbar und wegweisend, um uns wichtige Rückmeldung zu uns und den jeweiligen (oft sehr frühen) Geschichten zu geben.
Ich wünsche dir und mir ein wachsames Ergründen und allem Leben dienendes Forschen, die Bereitschaft zu staunen, sowie (neue) Möglichkeiten zur eigenen Person in Erwägung zu ziehen und ins Handeln zu kommen. Und den Mut für ein eigenverantwortliches Nachjustieren dessen, was sich nicht (mehr) stimmig anfühlt.
Gerne begleite ich dich hierzu ein (weiteres) Stück deines Weges.