Hallo Du

Peter Levine, einer der Pioniere der körperorientierten Traumapsychotherapie, hat festgestellt, dass man ein Trauma nie an einem Ereignis festmachen kann, sondern nur an der Reaktion der Betroffenen. Deshalb ist seine Definition von Trauma auch wesentlich offener:

Zu viel           zu schnell           zu plötzlich

Letztendlich tritt eine traumatische Reaktion ein, wenn das Bewältigungssystem eines Menschen vollkommen überfordert ist und er oder sie sich hilflos und überwältigt fühlt.

Fragst Du Dich auch manches Mal, wieso andere soviel entspannter und geistesgegenwärtiger mit bestimmten Situationen umgehen können als Du? Wieso dir die Worte im Halse stecken bleiben und du plötzlich sprachlos bist - ohnmächtig. Wo du erstarrst, passiv zum Zeugen wirst an Stellen, wo es deine Handlungsfähigkeit bräuchte? Situationen, in denen du dich massiv konfrontiert fühlst, und denen du schlichtweg nicht gewachsen bist?

Manchmal sind es ganz neue Erfahrungen, meist jedoch sind es Erinnerungen aus früherer Zeit, die unser Nervensystem rennen lassen und uns auch heute noch in einen Zustand von Hilflosigkeit und Überwältigung bringen, der der aktuellen Situation nicht angemessen ist. Das ist nicht leicht auszuhalten. Und oft sehr schambehaftet.

Spannend auch hier wieder einmal die Frage: Was gibt es zu lernen? Worum geht es?

Viele Antworten dazu geben auf sehr anschauliche Weise die Blogs (oder auf You tube zahlreiche Videos) von Dami Charf unter www.traumaheilung.de.  Sie beschreibt u. a. das "window of tolerance", wobei es darum geht, dass Handlungsspielräume sich vergrößern können.
Die gute Nachricht: mit wohlwollender Unterstützung kann Entspannung eintreten, wo vorher nur Stress (Kampf, Flucht oder Schock) war. Im Fokus dabei unser Körper mit seiner Fähigkeit, wahrzunehmen, zu sein und sich zu regulieren. Wichtig: es gibt keine schnellen Lösungen. Es braucht Zeit, Beharrlichkeit, Mitgefühl, und - ganz wichtig - heilsame Erfahrungen.

Das "window of toleranz" ist auch immer wieder Thema in meinen Seminaren. Überall dort, wo wir an  Grenzen stoßen, wo Irritation spürbar wird. Über einen tieferen Kontakt zu unserem Körper und seiner Fähigkeit wahrzunehmen, mit dem Fühlen zu sein, präsent verbunden über Atem, Bewegung und Stimme, können sich Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe entwickeln. Gemeinsam mit der Lust, dem Leben einen Sinn zu geben, das ureigene Potential zu leben, wachsen unsere Selbstregulationsmöglichkeiten und erweitern sich unsere Handlungsspielräume.

Unverzichtbar hierfür ist eine gewaltfreie Kommunikation, die eine wichtige Basis bildet, um sich angstfrei einlassen zu können. Verbunden mit dem riesigen Potential, dass in jeder Gruppe liegt, wo der/die Einzelne Verantwortung für sein/ihr Erleben zu übernehmen beginnt, passiert Heilung über Kontakt und Leidenschaft und es kann Neues entstehen.

Gerne begleite ich dich ein (weiteres?) Stück deines Weges.

Ich wünsche dir eine genussreiche Sommerwonnenzeit.