Von der Erlaubnis, Lieben zu lernen
Ich habe vor Jahren das Buch "Die Insel der Linkshänder" von Alexandre Jardin gelesen. Ein Roman, in dessen Handlung der Protagonist spürt, dass die einst so leidenschaftliche Liebe zu seiner Frau an alltäglicher Banalität zu zerbrechen droht. Da erfährt er von einer Insel, der Insel der Linkshänder, einem Ort, an dem das Leben der Liebe untergeordnet ist, wodurch völlig neue Blickwinkel möglich werden als Basis für eine lebendige Liebesbeziehung. Gemeinsam mit seiner Frau macht er sich auf den Weg dorthin.
Das Buch ist für mich ein Gleichnis für die Möglichkeit, die tantrische Erfahrungsräume bieten. Als eine Frau, die seit über 15 Jahren auf dem tantrischen Entwicklungs- und Wachstumsweg unterwegs ist, nehme ich jetzt ein weiteres Gleichnis – Yoga (hier könnte z.B. auch Joggen stehen) - wohl wissend, dass ich dabei den Aspekt des Kontakts mit anderen Männern und Frauen außen vor lasse. Und, jede große Reise beginnt und endet bei uns selbst.
Was haben tantrische Erfahrungsräume und eine regelmäßige Yoga-Praxis gemeinsam?
Tantra im Alltag. Für mich ist das Abenteuer an alltäglichen Dingen meine innere Haltung. Wie kann das was ich tue mühelos gehen? Was unterstützt meine Lust und Begeisterung? Wo sind sie überhaupt, meine Lust, meine Begeisterung?
Spannend, mir Zeit zu nehmen, um bewusst zu lauschen was ist, meine achtsames bewusstes Ich zu schulen, meine Leidenschaft für meine persönliche Ent-wicklung zu leben, lernen dürfen. Die Wirksamkeit von einem JA in mir zu spüren, die Kraft meines Widerstandes, mein NEIN, mein VIELLEICHT....
Warum praktiziere ich überhaupt Yoga. Ich könnte ja auch einfach eine Stunde länger schlafen..., oder mich einmal mehr von meinem Smartphone absorbieren lassen.
Da ist der Wunsch nach Verbundenheit und Zentrierung. Dann gibt es den Wunsch, mich in meinem Körper zu spüren, den Wunsch „nach mir zu schauen“. (Kontakt).
Ein weiteres Anliegen ist mir, meinen Körper zu formen, um mich auch in zunehmendem Alter attraktiv zu fühlen. Der Wunsch nach Geschmeidigkeit und Flexibilität.
Abhängig von meiner Tagesform fühlt sich mein Yoga mal nüchtern an, mal mühsam und zäh. Zu anderen Zeiten erlebe ich mich dabei voller Dankbarkeit, lustvoll leicht und mühelos, ganz im Frieden und verbunden mit mir und dem was ich gerade praktiziere.
Oft ist meine Kriegerin gefragt, die mich unterstützt dran zu bleiben, meistens gilt es mein Kopfkino wahrzunehmen und vorbeiziehen zu lassen, liebevoll, ohne mich zu verurteilen. Beständig ist die Veränderung. Wahrnehmen, was ist, mich darauf einzulassen und mitzuschwingen - meine tägliche Herausforderung. Und dabei den Fokus nicht aus den Augen verlieren.
Kostbar die Momente, wo die Zeit plötzlich still zu stehen scheint. Kurze magische Momente, wo mich was berührt. Mein Sein. Ich. In Zärtlichkeit, liebevoll und verbunden. Jetzt.
Kontakt und Leidenschaft
All dies ist für mich auch Inhalt eines tantrischen Erfahrungsraumes. Da ist Sehnsucht nach Kontakt und Verbundenheit, die mich in solche Erfahrungsräume eintauchen lässt. Da ist mein Wunsch nach Vervollkommnung, nach Einklang, das Schwingen mit all' dem, wie es sich gerade in und um mich gestaltet. Meine Leidenschaft, Momente mit Bewusstsein zu durchdringen. Da kann ein JA spürbar werden oder auch Widerstand, ein Nein. Da gibt es Momente, wo ich dogmatisch und eng bin, blockiert von Vorstellungen und Erwartungen genauso wie Momente, wo ich mich plötzlich öffnen kann, Neues entdecke, mich ausdehne, genieße, mitfließe und spüre, ich bin gut aufgehoben in diesem Moment, in diesem Leben. Verbunden. Leicht und selbstverständlich.
Die Erlaubnis, lieben zu lernen
Liebe beginnt für mich dort, wo mich Erfahrungen und Begegnungen berühren dürfen. Auch Erschütterung kann eine Form der Liebe sein. Eine Auseinandersetzung jenseits der Banalität. Was für mich dabei wichtig scheint: langsam zu werden. Ungewohntes zuzulassen, einzutauchen, Atemzug für Atemzug, was auch immer an Dynamik daraus entstehen mag.
„Linkshändisch eben“, der Liebe und der Leidenschaft gewidmet.
Sabine Schröder Seminare – für dein Leben in Kontakt und Leidenschaft.