Wenn Trostlosigkeit Trost findet

Viele von uns können nicht trösten. Warum? Einfache Antwort: Weil wir es nie gelernt haben. Weil wir selber nicht ernst genommen wurden, wenn wir in Leid und Schmerz echten Trost gebraucht hätten.

Das beginnt schon als Säugling, wenn irgendwann Schnuller oder Fläschchen echte Zuwendung ersetzen. Später dann kennt der Indianer keinen Schmerz oder es heißt einfach "Jetzt stell dich nicht so an." Und als Erwachsener haben wir dann bald gelernt, Gefühle und Emotionen vom Kopf her oder aber über eine Ersatzbefriedigung zu lösen. Der Mechanismus ist immer der gleiche: An die Stelle von echter Anteilnahme tritt ein rationaler oder materieller Ansatz (Konsum) mit dem Ziel, Schmerz und Leid möglichst schnell zu beenden. Wirklicher Trost aber wird den Betroffenen so nicht zuteil.

So wichtig und kostbar die Schulung des Geistes, Affirmationen und das Suchen und Finden von Ressourcen auch sind, so bleiben sie doch leere Hülsen, solange das Herz verschlossen ist.

  • Trost braucht Innehalten.
  • Trost braucht Empathie, als menschliche Gabe um sich auf den anderen einzuschwingen.
  • Trost braucht Zuwendung: "ich sehe deine Not, ich höre dich."
  • Trost braucht Mitgefühl, Berührbarkeit - nicht zu verwechseln mit Mitleid, wo jemand mit leidet und sich das Erleben des anderen zu eigen macht.
  • Wahrer Trost achtet die Würde des Menschen, wahrt den Kontakt auf Augenhöhe.
  • Trost braucht Demut und die Bereitschaft des Tröstenden, ggf. die eigene Hilflosigkeit auszuhalten und mit dem zu sein, was ist.

Ganz in eigener Zeit kann Entspannung geschehen. Dort, wo es eben noch wirbelte, beruhigt sich das Nervensystem. Die Erfahrung bekommt einen Platz im eigenen Sein. Jetzt. Es wird friedlich. Stille breitet sich aus.

„Widerstand bringt Fortdauer, sein lassen löst auf“ Osho.

Manchmal braucht es für heilsame Erfahrungen dieser Art den sicheren Rahmen einer professionellen Begleitung. Auf zellulärer Ebene Trost zu erleben und sich damit spürbar gemeint zu fühlen macht möglich, einen liebevollen Umgang mit eigener und/oder fremder Not zu entwickeln.

Trösten lernen - ein essentieller Schritt für mehr Menschlichkeit.