Hallo Du!
Wie im letzten Newsletter (Vom kleinen, feinen Unterschied: Beruhigen versus Regulation) angekündigt, möchte ich mich in der heutigen Ausgabe damit befassen, was Regulation möglich machen kann, um das Fühlen für uns zu ermöglichen und das Gefühlte verarbeiten und integrieren zu können. Im Gegensatz zur Regulation und Integration steht, das Fühlen bestimmter Zustände zu verdrängen oder noch weiter abzuspalten, um sie nicht mehr wahrnehmen zu müssen.Was sind Ressourcen?
"Ressourcen" im Kontext emotionaler Selbstregulation sind hauptsächlich ganzkörperliche Erfahrungen, die ein Wohlgefühl in uns auslösen. Nicht selten sind sie gekoppelt an eine angenehme Erfahrung aus der Vergangenheit, die über unsere bewusste Erinnerung daran abgerufen und in uns wirksam werden kann. Ein bestimmter Geruch oder Geschmack kann so etwas sein. Oder ein Ort, eine Landschaft.
Aber es können auch später im Leben entdeckte oder erlernte Unterstützungen sein. Beispielsweise kann eine bestimmte Geste helfen, wie etwa die Hände auf die Brust (Herzraum) oder auf den Bauch zu legen und bewusst tief und ruhig zu atmen.
Kennst du deine Ressourcen?
Bisher habe ich so einige für mich entdeckt: Musik, Mila (meine Mieze), mein Atem, Meditation (es hat lange gedauert, bis ich das stille Sitzen als wertvolle Ressource für mich entdeckt habe), der Blick aus dem Fenster, die Vögel am Futterhaus zu beobachten. Mein Zuhause. Schlaf. Ein Buch. Sprache. Ein schöner Film. Leckeres Essen. Mein Buchweizenbrei. Meine Wärmflasche. Gerüche (einen mir nahe stehenden Menschen oder ein Tier zu riechen, Schnee, Wasser, Erde, „meine“ Eiche, Kaffee…..- ich bin definitiv eine Nasenbärin).
Und noch weitere: Unverplante Zeit haben, gemeinsames Lachen, körperliche Nähe (mit mir selbst, mit einem Menschen/mit lebenden Wesen, mit denen ich mich verbunden fühle). Natur. Neue Wege entdecken. Bewegung ohne Leistungsdruck. Stille. Ein inspirierender Vortrag. Freundlichkeit. Herz-Begegnungen. "Meine" SE-Therapeutin. Die Freude daran Seminare zu leiten und zu begleiten. Lernen. Diziplin/Struktur – wenn es mir gelingt, jenseits von Druck - entspannt in der Ausrichtung zu sein.
All das sind Ressourcen für mich. Und ich vermute, es gibt noch viel viel mehr.
Regulation und zwei praktische Anregungen dazu
Vermutlich kennst du das auch, dass du Spannung in dir hast, die du mit den gewohnten Mitteln nicht gelöst bekommst.
Eine wundervolle Möglichkeit, um dem Nervensystem die Gelegenheit zu geben sich zu entladen ist das neurogene (muskuläre) Abzittern, das wir im Grunde instinktiv machen, wenn wir Körperspannung abbauen und das Zittern zulassen. Der Traumatherapeut David Berceli hat ein Übungskonzept entwickelt, das er TRE (Tension & Trauma Releasing Exercises) genannt hat. Über das Abzittern bekommt der Körper das Signal, dass die Situation, die zu der starken Anspannung geführt hat, vorbei ist. Es braucht etwas Übung, dieses Loslassen. Wir sind eher gewohnt, uns zusammenzureißen und unseren Körper zu kontrollieren. Solltest du in deiner Biographie besonders belastende Erfahrungen gemacht haben, kann es hilfreich sein, dich von einer/m traumasensiblen Körpertherapeutin:en zu Beginn hierbei begleiten zu lassen.
Es gibt einiges an Literatur und auch Videos im Internet darüber, wie das neurogene Zittern funktioniert und wie du es für dich nutzen kannst. Das regelmäßige Abzittern von Körperspannung und eine "Nervensystem-Hygiene" zu pflegen ist unserer Gesundheit und unserem Allgemeinbefinden sehr zuträglich.
Eine weitere Alternative zur Selbstregulation ist das Schütteln. Anstatt in Bewegungslosigkeit zu verharren in dem Versuch, sich darüber zu beruhigen, empfehle ich sanft in Bewegung (Emotion - motion = Bewegung) zu kommen und der im Körper angestauten Energie eine Möglichkeit zu geben ihren Ausdruck zu finden. Atem, Bewegung und Stimme sind hierfür hilfreich. Druck dagegen nicht. Das Schütteln, von dem ich hier schreibe, verstehe ich als ein Einschwingen auf sich selbst, das sich in der eigenen Zeit von selbst intensivieren kann, um Entladung zu unterstützen.
Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren.
Gerne begleite ich dich ein (weiteres) Stück deines Weges.
Herzliche Grüße
SAbine